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Von daher wollen wir Ihnen Statistiken über Neu Kaliß nicht vorenthalten.
Geschichte
Der Ort Kaliß wird 1431 erstmals urkundlich genannt. Lokale Bekanntheit erlangte er als Poststation auf der Strecke Hamburg-Berlin. Das Gebäude einer Postschmiede existierte bis in die 1940er Jahre. Der Bau des Eldekanals ab 1568, der die Elde mit Dömitz verband und somit eine schiffbare Verbindung zur Elbe herstellte, war wichtige Voraussetzung für die Industrie- und Gewerbeansiedlung im Gebiet. 1755 wurde zwei Kilometer westlich des Ortes eine Eisengießerei errichtet, die das in dieser Gegend vorkommende Raseneisenerz zu Schmiedeeisen verarbeitete. Die Qualität des Eisens war allerdings so schlecht, dass die Produktion 1770 wieder eingestellt wurde. In den Gebäuden eröffnete 1771 eine Lederfabrik die Produktion. Um 1800 zog eine Lohgerberei, Walk-, Öl- und Getreidemühle ein.
Die Umbenennung des Ortes in Neu Kaliß erfolgte 1843 mit der Zusammenlegung von Teilen des Ortes Kaliß, Findenwirunshier und der Papierfabrik. Die Kirche wurde 1928 im Art-déco-Stil errichtet und gilt damit für Mecklenburg als einmalig. Der Altarraum ist in der originalen Farbe Englischrot erhalten.
Am 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Heiddorf, Kaliß und Raddenfort eingegliedert.
Papierherstellung
ehemalige Wassermühle und heutiges Wasserkraftwerk
Papierfabrik Schoeller & Bausch (vor 1913)
1799 entstand die erste Papiermühle im Ort, die ebenfalls die Wasserkraft des Kanals ausnutzte. 1871 wurde durch die Dürener Felix Heinrich Schoeller und Theodor Bausch die Feinpapierfabrik Felix Schoeller & Bausch gegründet. In dieser wurde erstmals in Mecklenburg maschinell Papier erzeugt. Die hervorragende Qualität des Papiers mit dem Mecklenburger Stierkopf als Wasserzeichen erlangte großes Ansehen auf dem deutschen Markt. Das Unternehmen gehörte schon früh zu den führenden Papierherstellern in Deutschland, das seine Fein- und Spezialpapiere bald selbst ins ferne Ausland exportierte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden statt Hadern (Lumpen) nun auch Holz- und Strohzellstoffe zur Papierherstellung verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den die Fabrik unbeschadet überstand, wurden die Maschinen 1946 demontiert und als Reparationszahlung mit 650 Güterwaggons in die Sowjetunion verbracht. Erst 1951, nach dem trotz Materialknappheit erfolgten Wiederaufbau der Fabrik durch Viktor Bausch mit seinem Ingenieur Frenkel und der gesamten Belegschaft [3] konnte die Papierproduktion erneut aufgenommen werden. Kurz darauf wurde die Fabrik enteignet und in Volkseigentum überführt. Nachdem Rudolf Bausch, Geschäftsführer des Unternehmens und Viktor Bauschs Bruder, bereits 1945 nach einer Denunziation von der NKWD in das Speziallager Nr. 9 Fünfeichen verschleppt worden war (wo er 1946 starb[4]), mussten nun auch Viktor und die verbliebenen Mitglieder der Familie Bausch Neu Kaliß verlassen.[5] Die Produktion wurde in den folgenden Jahrzehnten bis zur Wende fortgesetzt. 1990 wurde der Betrieb privatisiert und 1992 durch die Melitta-Unternehmensgruppe erworben. Diese legte die alten Anlagen still und errichtete bis 1995 ein völlig neues Werk im Ort.
Klappbrücke und Schleuse „Findenwirunshier“
Findenwirunshier
Die ehemalige Wassermühle wurde 1851 auf der sich durch Müritz-Elde-Wasserstraße und Alte Elde ergebenden Insel erbaut. Der slawische Name des 1496 erstmals urkundlich genannten Ortes war Vinzire. Bereits 1815 wurden auf Weisung des Großherzogs zehn Kolonisten hier angesiedelt. Der Name wurde volkstümlich umgedeutet in Findenwirunshier. Er entstand einer Sage nach durch den Ausspruch „Oh, finden wir uns hier“ zweier Brüder, die beide gelernte Müller waren und sich hier nach Jahren zufällig wiedersahen. Auch die Mühle, die naheliegende Klappbrücke und die Schleuse bekamen den Namen „Findenwirunshier“. Die Mühle überstand den Zweiten Weltkrieg ohne weitere Beschädigungen. Durch das SED-Regime wurde die Eigentümerfamilie Markurth in den 1950er Jahren verhaftet und als Kapitalisten im Stasi-Gefängnis Bautzen gefoltert und enteignet. Die Kinder konnten fliehen, die Eigentümer wurden erst später in den Westen abgeschoben. Die 1992 stillgelegte Mühle ist heute Wasserkraftwerk und erzeugt nach eigenen Angaben eine Gigawattstunde elektrischen Strom je Jahr, was für die Deckung des Strombedarfs der gesamten Gemeinde ausreicht.
Politik
Gemeindewahl 2014[6]
%706050403020100
62,4 %13,9 %13,1 %10,6 %
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Die Sitzverteilung im Gemeinderat ist wie folgt (Stand Kommunalwahl 2014)[7][8]:
FDP: 7 (+1) (exkl. Bürgermeister)
CDU: 2 (+/- 0)
Wählergemeinschaft Kaliß: 2 (+/- 0)
Die Linke: 1 (+/- 0)
SPD: 0 (-1)
Sehenswürdigkeiten
→ Siehe auch Liste der Baudenkmale in Neu Kaliß
Findenwirunshier – Naturlehrpfad mit alten, landwirtschaftlichen Geräten
Reuterstein – zwischen Alt Kaliß und Göhren. 1885 zum Gedenken an den niederdeutschen Dichter Fritz Reuter errichtet, der hier an einer Weggabelung nach der Freilassung aus der Festungshaft in Dömitz über den Sinn und die weitere Richtung seines Lebens sinniert haben soll.
Bausch-Park – eine Parkanlage an der ehemaligen Papierfabrik. Es sind die Grundstrukturen des Parks um die ehemaligen Villen der Besitzerfamilie Bausch mit ihrem alten Baumbestand erhalten. Sämtliche Gebäude sowie der Park sind heute als Denkmale anerkannt. Das Ensemble ist in seiner Art einzigartig in Mecklenburg-Vorpommern, auch da es in seiner ursprünglichen Form immer noch erhalten ist.[3]
Backsteinkirche im Stil des Expressionismus in Neu Kaliß
altes Speichergebäude nahe der Wassermühle
Villa Viktor im Bausch-Park
Backsteinkirche in Neu Kaliß
Ehemalige Papierfabrik Felix Schoeller & Bausch
Reuterstein
Friedhof Neu Kaliß
Verkehr
Bahnbetriebsgebäude an der ehemaligen Bahnstrecke
Die Bundesstraße 191 stellt Verbindungen zu den nächsten Städten Dömitz und Ludwigslust her. Die Bahnverbindung zwischen diesen beiden Städten, an der auch Neu Kaliß einen Haltepunkt besaß, wurde 2001 eingestellt und durch Busverbindungen ersetzt. Die mitten durch den Ort führenden Bahngleise sind in den folgenden Jahren demontiert worden. Die Ortsteile Heiddorf und Raddenfort waren außerdem bis 1945 an die Zweigbahn nach Lübtheen angeschlossen, die bei Malliß aus der Hauptbahn ausfädelt.
Die Schifffahrt auf dem Eldekanal wird durch zwei Schleusen auf dem Gemeindegebiet ermöglicht. Auf dem Wasserweg gelangt man in die Richtungen Elbe, Müritz und über den Störkanal, der bei Neustadt-Glewe in die Elde mündet, zum Schweriner See.
Persönlichkeiten
Gerhard Schoeller (1886–1970), Papierfabrikant
Viktor Bausch (1898–1983), Unternehmer der Papierindustrie
Wilfried Parge (* 6. Juni 1918), ehemaliger Landtagsabgeordneter (CDU) und Journalist
Sigrun Wodars (* 7. November 1965), Leichtathletin und Olympiasiegerin
Günter Scholdt (* 1946), Literaturwissenschaftler und Professor
Daniela Krien (* 1975), Schriftstellerin und Filmemacherin
Weblinks
Commons: Neu Kaliß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien